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Channel: In der Mitte von Österreich ist das Stodertal
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Innerstoder und das Stodertal wie es Anton von Ruthner im Jahr 1870 beschrieben hat.

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Dr. Anton Edler von Ruthner (geb. 1817, gest. 1897) war von Beruf Jurist und aus Begeisterung  Bergsteiger und Alpinschriftsteller. Er bestieg mehr als 300 Gipfel der Österreichischen Alpen darunter viele zum ersten Mal. So unter anderem auch im Jahr 1841 den Großvenediger 3657m . Ruthner war der erste, der als Pionier der Alpinistik und Hochtouristik die Bergwelt der österreichischen Alpen erforschte und sachgemäß beschrieben hat. Er war Mitbegründer des Österreichischen Alpenvereins (Gründungsdatum 1862) und gehörte bis 1870 dem Vorstand des Alpenvereins an.
Dr. Ruthner beschreibt in seinem Feuilleton  "Von Aussee nach Innerstoder über den Salzsteig" seine Eindrücke von dieser Tour.
Wie er das Stodertal sah soll hier auszugsweise wiedergegeben werden.



"Auch im Jahre 1870 hat es mich bereits - ich glaube es war mein achter Besuch dort - hineingezogen in das nach meinem Urteil schönste Kalkalpental Österreichs, nach Innerstoder (Hinterstoder).
Den Weg, welcher mich diesmal nach dem Stoder geführt hat ist allen Gebirgsfreunden aufs angelegentlichste anzuempfehlen. Das betrachte ich als eine Pflicht. Ich ging den kürzesten aus dem Salzkammergut in das oberste Steyrtal,  nämlich unmittelbar vom Grundlsee nach Innerstoder.
Diese Partie zählt wegen der Abwechslung und Großartigkeit der auf ihr sich darbietenden Bilder zu den denkbar interessantesten in den Österreichischen Alpen".
Es folgt eine Beschreibung der Bergtour.

Den Weg über den Salzsteig beschreibt Dr. Ruthner folgendermaßen:
"Wir haben von der Höhe über dem Salzsteig bis der schon von dort auf lachendem grünen Anger sichtbaren unteren Popen-Alpe eine Stunde benötigt. Zuerst bis zum Bärenschlagerreuth noch stark abwärts, von da an auf erträglichem, oft durch Wald geführten, doch viel auf- und absteigenden Fahrwege und in der letzten Stunde schon an den einzelnen Bauernhöfen vorbei bis zu Vogl`s Gasthaus zwei starke Stunden.
So oft ich ihn gemacht, würde ich diesen Gang doch sogleich gerne wieder machen, denn immer imposanter entwickelt sich der Talschluß und allmählich tauchen auf der Nordseite im Hintergrund der wundervollen Taleinbuchtungen der Dietelhöhle und Polsterlucken über dem kühn geformten Osterwitz und dem zierlichen Klinserkogel die Prachtgestalten der Spitzmauer und des Hohen Priel auf, herzerfreuend und fast unwiderstehlich zum Besuch ihrer Höhen einladend".
Der Artikel ist natürlich im Stil von 1870 geschrieben und wurde geringfügig an die heutige Schreibweise angepasst.
Nachstehend noch eine Empfehlung im Originaltext.

  

Baumschlagerreith dahinter der Salzsteig

Der Salzsteig von der Höss aus, dahinter der Dachstein

Die Poppenalm


Ursprung der Steyr




Das Stodertal, dahinter der Salzsteig


Auf Saumwegen mit dem Fahrrad über die Berge

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Wenn man in Wikipedia nach den Anfängen des Radfahrens im Gebirge sucht, wird 1973 als Beginn des Mountainbike-Sports angesehen.
Zitat: "......heute wird allgemein das Jahr 1973 als die Geburtsstunde und der Mont Tamalpais in Marin County Kalifornien, als der Geburtsort des Mountainbikes angesehen. Die ersten Mountainbikes waren Fahrräder des Typs „Schwinn Cruiser“, die von einer Gruppe von Radsportlern um Gary Fisher, Joe Breeze und Charles Kelly benutzt wurden, um die Schotterpisten am Mount Tamalpais hinunterzurasen......."

Dass es schon 1893 Radfahrer auf unseren Stodertaler Bergen gab, damals eine Kuriosität, kann man in alten Zeitungen nachlesen.


Welt-Neuigkeits- Blatt  18.7. 1893




                                                        "Tages Post" 27. September 1925

Der Photograph Johann Weinberger aus Pettenbach verwendete schon um 1910
sein Fahrrad, im Bild mit Ausrüstung, um Aufnahmen im Toten Gebirge zu machen.


In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, so erinnerten sich noch lange alte Leute in Hinterstoder, gab es einen kräftigen Burschen, dessen Herzallerliebste jenseits der Tauplitz in der Steiermark wohnte. Das Geld war knapp, die Bahnfahrt teuer und so fuhr er mit dem Rad jedes Wochenende in die Baumschlagerreith und schleppte es anschließend über den Salzsteig um damit seine Freundin zu besuchen. Jeder Bergsteiger aus der Gegend weiß, dass der Pfad über den Salzsteig, der ein uralter Salzschmugglerpfad ist, auch geübte Bergsteiger fordert. Das Rad, ein "Steyrer Waffenrad" wie damals im Stodertal üblich, war sehr stabil, aber auch sehr schwer.



Ode an die alte Linde am Kirchenplatz

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Als vor ein paar Tagen die alte Linde, die 1879 zur Silberhochzeit von Kaiser Franz Joseph und Elisabeth, von Schulkindern am Kirchenplatz in Hinterstoder gepflanzt worden war, aus Sicherheitsgründen gefällt werden musste, hat es viele Einheimische und Gäste mit Wehmut erfüllt. Ein Sturm riss Äste von der Linde und man musste feststellen, dass der Baum zum Teil innen hohl und stark vermorscht war und dadurch zu einer Gefahr für Menschen und parkende Autos wurde.

Den Arzt, Dr. Gösta Iwasiuk, dessen Vater in den Kriegsjahren 1942 bis 1945 Gemeindearzt in Hinterstoder war und dessen Familie in den 1950er Jahren in die USA ausgewandert ist und der jetzt in Kalifornien lebt, hat die Nachricht so erschüttert, dass er zum Nachruf an die alte Linde eine Ode verfasst hat.        

Dr. Gösta Iwasiuk   https://gusiwasiuk.com/
Siehe auch Beitrag im Blog vom 8.9.2017

Die Kronenzeitung berichtet am 15.8.1933 von einem Mord in der Vogelgesangklamm

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In Zeitungen wird heute genauso wie früher, viel ausführlicher über Gräueltaten als über gute, positive Ereignisse berichtet. Deshalb sind leider schreckliche Dinge besser dokumentiert als gute  Geschichten. So auch dieses Verbrechen.


Die Kronenzeitung berichtet am 15. August 1933 von einem sensationellen Kriminalfall in Spital am Pyhrn:
"Wenn nicht alle Anzeichen trügen, wird in den nächsten Tagen ein entsetzliches Verbrechen aufgeklärt und gesühnt werden können, das 1916 also vor siebzehn Jahren begangen wurde.
Ein armer Schwachsinniger, der noch dazu vor der Tat betrunken gemacht wurde, ist das Opfer.
Die Täter befinden sich in Haft, es fehlt nur noch ein "Kleines" um sie vollends zu überführen. Einer von ihnen - zumindest ist er Mitwisser und Mitschuldiger - war der Dienstgeber des Opfers. Und das Motiv lag in einer Polizze. Es handelt sich um einen Versicherungsmord. Tausend Kronen waren der Betrag, um dessen Willen hier ein Menschenleben vernichtet wurde. Die Mörder aber haben ihre Beute nie bekommen.
                                                  Der Tote in der Klamm
In der Vorkriegszeit wurden auf dem Moltersberg bei Spital am Pyhrn, der zur Klamm abfällt, große Flächen Wald geschlägert. Mittels einer Riese wurden die Bäume zu Tal befördert, mancher Stamm fiel heraus und landete in der Klamm.
Der Arbeiter Peter Schwingenschuh lebte seit Jahren von diesen Stämmen, die er herausfischte. Er ist übrigens vor kurzem gestorben und kann also jetzt keine Aussage mehr machen, was in der sensationellen Kriminalaffäre noch von großer Bedeutung wurde. Kurz vor seinem Tod machte Schwingenschuh einen grausigen Fund.
An einer fast unzugänglichen Stelle, wo die Felsen steil und spitz gegen den Himmel ragen, entdeckte er ein menschliches Skelett. Weiß bleichten die Knochen in der Sonne.
                                                    Durch einen Schuh agnosziert.
Schwingenschuh machte die Anzeige. Gendarmen kamen, besahen sich den grausigen Fund und suchten weiter. Sie fanden mehr als der Arbeiter. Unweit der Stelle an der das Skelett entdeckt worden war, lag ein alter Schuh. Man sah ihm an, dass er lange Zeit dagelegen haben mochte. Doch als man ihn näher untersuchte und die Einwohner der Umgebung zusammenrief, um ihn zu besehen, da stellte sich bald eine sensationelle Tatsache heraus: Der Schuh hatte unzweifelhaft einmal dem schwachsinnigen Knecht Josef Haidhauser gehört.
Haidhauser war im Jahre 1916, als er 32 Jahre zählte, spurlos verschwunden.
Die Gendarmerie vermutete nun, dass der Knecht bei einem Weg, den er für seinen Dienstgeber machte, in ein Unwetter geraten sei, dabei den schmalen Saumpfad verfehlt habe und abstürzte. An ein Verbrechen dachte zunächst kein Mensch. Wer sollte auch einem Schwachsinnigen etwas zuleide tun? Und Geld und Gut war bei dem armen Knecht sicherlich nicht zu holen.
                                                       Mordgeständnis im Rausch
Da kam die sensationelle Wendung: Der 70 jährige Korbflechter Josef Harbacher aus Spital am Pyhrn trank bei einem Bauern einige Gläser Most. Dieser Most machte ihn sehr gesprächig und auf einmal begann er seltsame Reden zu führen, die den Bauern aufhorchen ließen. "I hab schon an umbracht!" prahlte der Korbflechter. "I kann s´ ruhig sagen. Mir kann ja jetzt nix mehr geschehen, es ist schon viel zu lang her!"
Einen Tag später musste Harbacher sehen, dass es noch lange nicht zu spät war, um ein Verbrechen zu sühnen. Da saß er bereits in Haft.
Zunächst gestand er, im Jahre 1916 in der Vogelgesangklamm einen Mord begangen zu haben. Auch bei Gericht gab er vorerst sein Verbrechen zu, später aber verlegte er sich plötzlich aufs Leugnen.
In den Verhören versuchte es Harbacher jetzt mit folgender Geschichte: Damals im Sechzehnerjahr sei ein Wanderbursche zu ihm gekommen der nur gebrochen Deutsch sprach und habe ein Glas Milch verlangt. Harbacher habe es ihm gereicht und während dessen sei der Fremde mit des Korbflechters zufällig anwesendem Freund  Johann Brendtner und mit ihm selbst in einen Wortwechsel gekommen, der in eine Rauferei ausartete. Schließlich sei ihm der Wanderbursche an die Gurgel gesprungen. Um dem Freund zu helfen habe Brendtner ein Korbflechtermesser ergriffen und damit in Notwehr den Fremden erstochen. Sie hätten dann die Leiche ausbluten lassen und in die Klamm geworfen. Harbacher der sich zunächst in Windischgarsten befunden hatte, kam jetzt nach Steyr in das Gefängnis des dortigen Gerichtes. Von dort richtete er zwei "G`sieberl" (geheime geschmuggelte Botschaften) an die Aussenwelt. Der eine der Schmuggelbriefe war an Brendtner gerichtet, der andere an einen gewissen Mittermayer, dem damaligen Dienstgeber des verschwundenen Knechtes Haidhauser. Die Schmuggelbriefe aber, die übrigens den gleichen Inhalt hatten, enthielten die Aufforderung Zeugen zu suchen und zwar im beiderseitigem Interesse. Sonst würden auch sie verhaftet werden.
                                                            Tod um 1000 Kronen
Die G´sieberln wurden erwischt. Die Folge war, dass auch die Adressaten in Haft genommen wurden. Die drei leugneten unentwegt weiter, dennoch aber sind die Behörden überzeugt, sie in den nächsten Tagen völlig ihres entsetzlichen Verbrechens überführen zu können.
Die von Harbacher aufgetischte Geschichte ist natürlich völlig unglaubwürdig. Außerdem kann sich niemand erinnern im Jahr 1916 einen fremden Wanderburschen in der Gegend gesehen zu haben. Nach den behördlichen Erhebungen, die  - wie man hofft - in kürzester Zeit auch zu einem Geständnis der Verhafteten führen werden, liegt vielmehr folgender Tatbestand vor:
Nachdem der schwachsinnige Haidhauser bei seinem Dienstgeber betrunken gemacht worden war, wurde er um neuen Most geschickt.
Auf dem Heimweg wurde der Knecht dann entweder von Harbacher allein oder aber zusammen mit Brendtner und Mittermayer überfallen, getötet und in den Abgrund geworfen.
Und das Motiv: Mittermayer, der Dienstgeber des Schwachsinnigen und zweifellos der Anstifter des Verbrechens, hatte kurz vorher eine Versicherung auf das Leben seines Knechtes über 1000 Kronen abgeschlossen.
Er suchte auch bald nach dessen Verschwinden das Geld einzukassieren, wurde aber vorerst abgewiesen, weil er noch keine Todeserklärung beibringen konnte. In der Inflationszeit, als die Polizze, um derentwillen das Verbrechen begangen worden war, wertlos zu werden drohte, hat er das Papier dann bei Gericht deponiert, wo es sich noch heute befindet und ein wichtiges Indiz bildet. Die oberösterreichischen Behörden hoffen - wie gesagt - dass ihnen die Überführung der Verbrecher in den nächsten Tagen gelingen wird und so die furchtbare Bluttat nach 17 Jahren endlich ihre Sühne finden kann".

Vogelgesangklamm


Mariä Himmelfahrt - Festgottesdienst mit Kräuterweihe - Gedenkmesse

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Messe zum Gedenken an S.K.H. Friedrich Herzog von Württemberg, der am 9. Mai 2018 bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist.










Zu Mariä Himmelfahrt gab es in Hinterstoder auch eine                                                                     Traktorhimmelfahrt zu besichtigen



                                                                 Fotos: Margit Wright 

"Sheherazade darf nicht sterben"

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Sheherazade, eine persische Geschichte aus Tausendundeiner Nacht, war das Thema des Puppenspiels, das Monika und Kurt Aufner ihren zahlreichen Gästen im  "KUNST-SchAU-STALL" Prielergut gestern präsentierten.
Sheherazade war die Tochter des Wesirs des Königs Schahrayar, der von seiner Frau mit einem schwarzen Sklaven betrogen wurde. Der König war davon überzeugt, dass es keine treue Frau auf Erden gibt, deshalb fasste er den Entschluss, sich nie wieder von einer Frau betrügen zu lassen. Er heiratete deshalb jeden Tag eine neue Frau und ließ sie am nächsten Tag töten.
Um diesem grausamen Treiben ein Ende zu bereiten, lässt  Sheherazade sich selbst von ihrem Vater dem König zur Frau geben. In der Nacht beginnt sie dem König eine Geschichte zu erzählen, deren Handlung am nächsten Tag abbricht. Neugierig auf das Ende der Geschichte lässt der König sie am Leben. Unterstützt wird  Sheherazade dabei von ihrer Schwester Dinharazade, die sie für jede Nacht um eine neue Geschichte bittet.
Dieses Spiel geht 1001 Nächte lang. In dieser Zeit bringt  Sheherazade drei Kinder zur Welt. Am Ende ist König Schahrayar von der Treue seiner Frau überzeugt und von ihrer Klugheit so beeindruckt, dass er sie am Leben lässt.

Die vielen Zuschauer verfolgten die Geschichte mit großem Interesse. Am Ende empfanden viele Gäste aber auch Wehmut, denn diese Veranstaltung war die Letzte im "KUNST-SchAU-STALL" im Prielergut. Die Familie Aufner wird im Herbst nach Eisenstadt übersiedeln.  

Seit dem Jahr 2000 organisierten und gestalteten Monika und Kurt Aufner 105 Veranstaltungen im "KUNST-SchAU-STALL" Prielergut und gewannen in dieser Zeit eine große, treue Anhängerschaft, die sie sehr vermissen wird. Auch Bürgermeister Helmut Wallner bedankte sich bei der Familie Aufner für die vielen kulturellen Aktivitäten und ihr Engagement.











                                  Fotos: Rainer Remsing, Traude Schachner

Erinnerung an die "Kaiserlinde" bei der ehemaligen "Pension Prielkreuz".

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1879 wurde die Linde am Kirchenplatz zum Gedenken an die Silberne Hochzeit von Kaiser Franz Joseph und Elisabeth gepflanzt.
2018 musste der Baum umgeschnitten werden, weil ein Sturm von der alten Linde Äste abbrach und der teilweise hohle Stamm zu brechen drohte. Um nicht  Menschen, Tiere oder Autos zu gefährden musste der Baum gefällt werden.
Viele Einheimische und Gäste fühlten Wehmut über den Verlust des alten Baumes, der beim sonntäglichen Kirchgang Schatten spendete und der sie einfach durch das ganze Leben begleitete.
Um die Erinnerung aufrecht zu erhalten hatte Karl-Heinz Huber, der Inhaber der ehemaligen traditionsreichen "Pension Prielkreuz" die Idee, eine Gedenkstätte für die alte Kaiserlinde zu errichten. Vor dem Haus "Prielkeuz", dort wo früher viele Prominente Persönlichkeiten, wie der Bergsteiger und Maler Edward Theodore Compton, der Sänger und Schauspieler Peter Alexander oder der österreichische  "Witzepräsident" Maxi Böhm ihre Ferien verbrachten, steht ein markanter Teil des Stammes zum Gedenken und ein Ast dient im Teich den Fischen als Unterkunft.
Die Nachricht vom Fällen der "Kaiserlinde" drang bis nach Kalifornien, wo der Sohn des ehemaligen Gemeindearztes von Hinterstoder, Dr. Gösta Iwasiuk, zur Erinnerung eine Ode an die alte Linde verfasste. 




"Pension Prielkreuz" Gemälde von  Compton um 1900





    

Veranstaltungen in Hinterstoder

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Julia Körber von der Gemeinde Hinterstoder informiert






Erste Wildbachfahrt auf der oberen Steyr

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Zum Wildwasserpaddeln kommen jedes Jahr immer mehr begeisterte Sportler an das Ufer der Steyr. Es gehört schon viel Mut dazu die zahlreichen Stromschnellen und Hindernisse im reißenden Fluss blitzschnell zu erkennen und gefährlichen Strömungen auszuweichen.
Die "Tages-Post" berichtet, dass 1931 zum ersten Mal deutschen Studenten das Befahren des Oberlaufs der Steyr mit Kajaks gelungen ist. 























Wildwasserpaddeln in den 1960er Jahren






Kinder helfen am Bauernhof in den 1930er Jahren

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Ein Schulmädchen erzählt: "In den Ferien wachten meine Geschwister und ich erst auf als wir Vaters Denglhammer (Hammer zum Schärfen der Sense) hörten. Wir warteten dann noch ein bisschen bis Mutter uns zum Aufstehen rief.
Taten, so nannten wir unseren Vater, begann schon um fünf Uhr früh zu mähen, denn das Gras musste vom Tau noch nass sein. Um seine Hüften war der Kumpf gebunden, in dem der Wetzstein zum Schärfen der Sense steckte.
Beim Wetzen (Schärfen) hat er immer den Daumen nach unten gehalten, damit er sich nicht in die Finger schnitt.
Das Mähen auf den buckligen Abhängen war sicher nicht leicht. Für die Steilhänge hatten wir einen Rechen mit überlangem Stiel. Die Zähne des Rechens waren aus dem glatten Holz der Berberitzen gemacht.
Das Heu wurde auf der Wiese in Streifen zum endgültigen Trocknen ausgebreitet.
In der Mittagszeit mussten wir das Heu wenden und in zwei Zeilen zusammenrechen. Wie Eisenbahnschienen dachte ich immer. Nach einiger Zeit musste man das Heu umkehren und wenden. Am späten Nachmittag, wenn das Heu trocken war, wurde es in Tragtücher gebunden und am Kopf in die Scheune getragen.
Die Heutücher bestanden aus Sackleinen oder aus Segeltuchplanen. An den Ecken der Tücher waren Eisenringe angenäht, an denen ein Band befestigt war das durch die Ringe gezogen wurde und am anderen Ende zugebunden wurde. Dann wurde das Heu auf die Tücher geschaufelt und zusammengebunden. Das Tragtuch wurde entweder auf dem Rücken, den Schultern oder auf dem Kopf nach Hause getragen. Dabei konnte man leicht das Gleichgewicht verlieren. Man musste das Heu über eine Außenstiege ohne Geländer in den Heustadel tragen. Was das für eine schwere Arbeit war kann sich niemand vorstellen. Ich musste mit dieser Last ca.180 m gehen und wackelte dann die Außenstiege hinauf. Ich ging wie ein Kalb, das die ersten Gehversuche macht und konnte jede Sekunde das Gleichgewicht verlieren.
Wir hatten keine Ochsen und einer Kuh das Heuziehen beizubringen ist nicht so einfach. Jede Kuh eignet sich nicht dazu. Wenn man eine Kuh zum Heuziehen einspannt gibt sie kaum noch Milch".






Die "Schwamel-Soss" aus dem Kochbuch der Pfarrerköchin von Windischgarsten aus dem Jahre 1864

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Vor 24 Jahren feierte Windischgarsten den 550igsten Geburtstag. Zu diesem Anlass brachte Jörg Strohmann und der Heimatverein einen Kalender mit alten Ortsansichten und alten Kochrezepten heraus.
Die Pfarrerköchin Juli Ackerl hat im Jahr 1864 ihre ganz persönlichen Kochrezepte in ihrer Mundart aufgeschrieben. Das Fingerspitzengefühl soll dabei die Mengenangaben ersetzen. Es sollte beim Nachkochen durch mehrfaches Kosten und Nachbessern selbst herausgefunden werden.
Nachstehend zur Schwammerlzeit ein Rezept der Pfarrerköchin.








"Hinterstoder am Großen Priel" Eindrücke von einem Besuch 1821

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Ignatz von Kürsinger (geb. 1795 in Ried/Innkreis, gest. 1861 in Salzburg) war ein vielfach ausgezeichneter Schriftsteller, Beamter, Erstbesteiger des Großvenedigers, Topograf und Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. Am 10. Oktober 1823 berichtete er im "Österreichischen Bürgerblatt" von einem Besuch im Stodertal vor fast 200 Jahren. Die Schreibweise des Berichtes aus seinem Tagebuch von 1821 wurde zum besseren Verstehen dem heutigen Stil angepasst und etwas gekürzt.

Vier kleine Stunden von dem aufgelassenen Collegiatsstift Spital am Pyhrn, gegen Sonnenniedergang liegt das schöne Hinterstoder-Tal. Der Weg dorthin ist für Fahrende zu holprig, für Fußgänger sehr gut. Schon in Vorderstoder übersieht man einen Teil des Hinterstoder-Tales, dessen westliche Begrenzung von ungeheuren Felsmassen, das erstaunte Auge, für das was es noch sehen soll, gleichsam vorbereitet. Besonders zeichnen sich unter dieser Felsenkette die Spitzmauer und der Große Priel aus.
Das Tal ist übrigens ganz flach und mag schon durch Jahrhunderte von Menschen bewohnt sein, denn Jahrhunderte gehören dazu um eine solche Gegend fruchtbar zu machen. Der Name Stoder führt mich auf die Vermutung, ob nicht die ersten Bewohner Städter oder Stadtbewohner gewesen sein mögen und zwar aus jenen unruhigen Zeiten, in welchen der eroberungssüchtige Attila mit seinen Hunnen beinahe ganz Europa überschwemmt hatte. Diese Mutmaßung wird durch die allgemeine Sage der Talbewohner noch mehr begründet, dass ihre Vorfahren Wälsche gewesen seien.Wenn man die Geschichte der großen Völkerwanderung nachblättert, so dürfte die Ankunft dieser Wälschen wohl in jene Zeit fallen (um 454 nach Christi Geburt), in welcher nach dem Sturz des Attila, durch den Römer Aetius, die Heruler und Rügier über die Donau kamen und in`s Norgau einfielen. Genau so wie die Alemanier und Thüringer über den Inn vordrangen und durch ihre Raubsucht und Grausamkeiten die Bewohner zwangen, in dichte Waldungen oder unbekannte Gebirgstäler zu flüchten. Einige Häuser wie jenes der Prieler, Klinser, Poppen etc.könnten von diesen wälschen Flüchtlingen erbaut worden sein. Man darf nur diese Häuser besichtigen, deren Bauart von der gewöhnlichen der übrigen Bauernhöfe dadurch auffallend absticht, dass sie sehr großes Alter vermuten lassen. Diese Mauern sind sehr massiv, ja einige sogar von sechs Schuhen (1 Schuh = ca. 30cm) Dicke erbaut, im Inneren oft gewölbt und von einer solchen Konstruktion, dass man unmöglich Landleute für ihre Erbauer halten kann. Doch genug davon!
Beinahe 800 Menschen wohnen in diesem Tal. Manche in isoliert liegenden kleinen Hütten und einige in beträchtlichen Bauernhöfen. Die Natur scheint für diese Gebirgsbewohner mehr als für den Flachländer getan zu haben, denn sie sind meistens von einem starken Körperbau und voller Gesundheit. Manche sind von ungewöhnlicher Stärke, wozu freilich ihre einfache Lebensart und von Jugend an gewohnte harte Arbeit viel beitragen.. Übrigens sind diese Talbewohner gute Menschen, empfänglich für das Bessere, aber in mehrfacher Hinsicht noch ziemlich zurück, denn erst seit 34 Jahren erfreut sich dieses Tal einer Schule und Kirche.
Durch den sehr freundschaftlichen Umgang mit dem dortigen tiefreligiösen Pfarrer Knoll war es mir möglich, Manches zu beobachten, was sonst meinem Blick entgangen wäre. Die weit fortgeschrittene Kultivierung ihrer Felder verdanken die Talbewohner ihrem in der Landwirtschaft vortrefflich gebildeten Pfarrer. Ich will hier nur ein Beispiel zum Beweis anführen. Der Broterwerb der Bewohner von Hinterstoder besteht in Feldarbeit. Allein die Lage der Felder und das raue Klima wirft kaum den Lohn der verwendeten Kosten ab. Seitdem der Pfarrherr Knoll vor vielen Jahren den Erdäpfelanbau im Tal anfing, der vorher ganz unbekannt war, haben das die Bewohner seines Pfarrtales übernommen und man sieht ringsum schöne Erdäpfel und Getreidefelder die besonders in den harten Zeiten 1816 und 1817 ein vortreffliches Schutzmittel gegen die drohende Hungersnot waren.
So wirkt der Mann in seinem stillen, abgelegenen Tal viel Gutes, ist der Schutzengel seiner Bewohner und findet seinen schönsten Lohn in seinem bescheidenen Bewusstsein, Glück und Segen verbreitet zu haben.
Der einträglichste Erwerbszweig dieser Gebirgsmenschen besteht aber im Holz, wovon jährlich ein beträchtlicher Teil auf dem Steyrfluss in Blöchen fortgeschwemmt und zu Brettern oder zu anderem Baumaterial nach Wien oder Ungarn geschickt und dort verarbeitet wird.


Hinterstoder,   Gemälde von E.T.Compton ca. 1890


Stromboding mit Schwemmholz,  Gemälde   E.T. Compton ca.1890

Champions - League der Dörfer: Hinterstoder als Sieger gekürt.

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Julia Körber von der Gemeinde Hinterstoder informiert von der Preisverleihung in der Tiroler Gemeinde Fließ.

Die Preise wurden von Juryvorsitzenden Charles Konnen (Luxemburg), Theres Friewald- Hofbauer (Geschäftsführerin der ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Österreich), Landeshauptmann a. D. Erwin Pröll (Präsident der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Österreich) und Landeshauptmann Günther Platter (Tiroler Landesregierung, Österreich) übergeben.




















Copyright : Frank Neuner, Fließ 

Berge - Landschaftsmalerei und -fotografie

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Julia Körber von der Gemeinde Hinterstoder informiert über eine neue Ausstellung im Alpineum.



Lausbuben und Lausmädchengeschichten aus längst vergangenen Tagen.

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Eine Stodertalerin, die hier in einem Bauernhaus aufwuchs und später nach Deutschland heiratete, erinnerte sich gerne an ihre Kindheit in den 1930er Jahren und schrieb Erlebnisse aus dieser Zeit auf.

"Jeden Freitag kam mit einem offenen Lastwagen ein Fleischhauer um ein kleines Filialgeschäft in unserer Nachbarschaft, das es schon lange nicht mehr gibt, zu beliefern. Er ließ das Auto auf der Straße stehen und schleppte seine Würste in das Geschäft. Meine Brüder und unsere Freunde warteten schon gut versteckt im Straßengraben. Genau in diesem Moment, in dem das Auto unbewacht war, sprangen meine Brüder auf die Ladefläche und eine Stange Krakauer wechselte ihren Besitzer.
Krakauer war unsere Leibspeise, die sich unsere Eltern leider nur selten leisten konnten. Mit diesem Wurstsegen verschwanden wir alle in den Wald und hielten ein Festmahl. Unsere Eltern durften das natürlich nicht wissen. Aber auch dem reichen Fleischhauer fiel das Fehlen dieser einen Wurst nie auf und deshalb hatten wir damals auch nicht wirklich ein schlechtes Gewissen.

Einmal mussten wir abends Ziegenmilch von der alten Dorfhexe "Züla" holen. Wir haben uns sehr gefürchtet, denn sie konnte zaubern. Sie verwünschte das Vieh und die Leute, erzählte man im Dorf. Als meine Geschwister und ich kamen lag sie angezogen im Bett  Um ihren Kopf hatte sie ein weißes Tuch gebunden und ihre rot umrandeten Augen musterten uns in der Dämmerung. In ihrer Kammer brannte kein Licht, sie wurde nur vom Mond erhellt. Wir saßen auf ihrem Bettrand  und sie zeigte uns verschiedene Kunststücke und lernte uns wie wir mit Spielkarten die Zukunft vorhersagen konnten. Sie war sehr freundlich zu uns. Ihre alte Keusche (kleines Häuschen) stand auf einer Waldwiese, auf der Schafe und Ziegen grasten. Es kam schon vor, dass ein neugieriger Ziegenbock auch ihre Küche erforschte. Vor der Haustür schnurrte ihr Kater, den sie "Wui, Wui" nannte".






Erntedankfest in Hinterstoder am 30.9.2018

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                                                Fotos: Margit Wright, Waltraud Schachner

Von der Nanni ihren "Wuzelnudeln" und Schätzen.

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Eine Bauerntochter aus Hinterstoder, die später nach Deutschland heiratete, erinnerte sich gerne an ihre Kindheit in den 1930er Jahren und schrieb Erlebnisse aus dieser Zeit auf.

"Besonders gerne aßen meine Geschwister und ich "Wuzelnudeln". Diese Nudeln wurden aus Erdäpfelteig gemacht, zuerst in heißer Butter heraus gebacken, mit Rahm übergossen und dann in das Backrohr in den Ofen gestellt.
Die Nanni hatte beim Drehen der "Wuzelnudeln" eine besondere Technik. Der Teig wurde von ihr zunächst in kleine Stücke gerissen und daraus Wuzerl geformt. Dabei wuzelte sie den Teig in der Hand, dass die Teigfleckchen an beiden Enden möglichst spitz waren. Oft zog sie ihren Rock weit über ihre Knie hinauf und stellte die Schüssel mit dem Teig auf den Boden. Dann nahm sie den Teig in die linke Hand, riss mit der rechten Hand kleine Stückchen ab und wuzelte sie über ihren Oberschenkel in eine Schüssel hinein. Das ging sehr flott. Ob es sehr hygienisch war, war eine andere Frage. Aber darum kümmerte sich niemand. Man war es so gewohnt.
Die Nanni hatte für ihre Hochzeit in einem Schrank besonders schöne Dinge aufbewahrt.
Bündel von Leinen und Wolle lagen darin ordentlich sortiert. Ein Gebetbuch mit wunderschönen Bildern und Golddruck hatte sie, wie man es sonst nur in Kirchen sehen konnte. Das Geheimnisvollste in ihrem Kasten war ein eingebautes Fach mit vielen kleinen Schubladen.. Da hatte die Nanni ihre Kräutersammlung und Tinkturen für alle möglichen Krankheiten aufbewahrt. In einem weiteren Fach in diesem Kasten bewahrte sie Leinen, Loden und Tuchstücke auf, wie sie die Dienstboten als Jahreslohn bekamen. Alles war fein säuberlich sortiert und dazwischen lagen Päckchen mit Thymian und Lavendel um vor Motten zu schützen. Unter den Stoffen hatte sie auch zwei kunstvolle Wachsstöcke versteckt".







Wilderergeschichten aus unserer Gegend in Zeitungen von damals

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Im Stodertal, Pyhrn-Priel Gebiet und im Steyrtal wurde in den schlechten Zeiten, vor und nach dem Ersten Weltkrieg, oft in herrschaftlichen Revieren gewildert. Viele Menschen waren arbeitslos und hatten kaum Geld  um ihre Familien zu ernähren. Wilderer, die in fremden Revieren jagten, galten bei der Bevölkerung als schneidig, die es "denen da oben" schon zeigten. Sie konnten sich verlassen, dass niemand sie verraten würde.
Berichte in alten Zeitungen zeigen auf, wie es damals gewesen ist.


Tages-Post 31.10.1923

Tages-Post 29.8.1896

Von den alten Stodertaler Bauernhäusern (Teil1/3)

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Heute gibt es nur mehr wenige alte Stodertaler Bauernhäuser, die aussehen wie früher. Viele sind nach dem 2. Weltkrieg abgerissen worden und neu gebaut oder umgebaut worden. Der Baustil aller dieser  ursprünglichen  Häuser war sehr ähnlich.

Vielleicht ist es interessant zu erfahren, wie man vor rund 100 Jahren in der "guten alten Zeit" dort gelebt hat.
Ein Mädchen, das hier in einem kleinen Bauernhaus aufwuchs und später nach Deutschland heiratete, erinnerte sich im fortgeschrittenem Alter an ihre Kindheit in den 1930er Jahren und schrieb auf, wie es im Elternhaus damals ausgesehen hat.

"Das Wohnhaus bestand aus einer großen Stube, einem Vorhaus und einer schwarzen Küche. Die schwarze "Rauchkuchl" hieß so, weil auf einem offenen Herd gekocht wurde. Der Rauch zog am Plafond entlang und mit der Zeit wurden die Wände durch die Pechablagerungen ganz schwarz. Am offenen Herd stand der Dreifuß aus Gusseisen und darüber war ein Kupferkessel mit Wasser aufgehängt. Neben der Küche war eine "Speis", für die Aufbewahrung der Lebensmittel und wenn man im Vorhaus über eine Holzstiege hinauf ging, kam man zu zwei Kammern.
In der Küche konnte man sich, außer zum Kochen, normaler Weise nicht aufhalten. Man konnte nur beim Herd stehen und sich die Finger wärmen. Sitzen konnte man in der Küche nicht. Es gab nur einen Tisch und ein Wasserbankerl mit einem Schaff zum Geschirr abwaschen. Unter dem Herd war eine gemauerte Öffnung in die wir Kinder immer Holz zum Heizen schlichten mussten. In der "Rauchkuchl" war auch die Selchkammer, in der Speckstücke nach dem Schlachten zum Selchen aufgehängt wurden. Darinnen wurde aus Sägespänen und Holzrinden  Feuer gemacht, so dass es wochenlang qualmte und rauchte. In der Küche stand auch die Milchzentrifuge, in der aus Vollmilch Rahm und Magermilch gemacht wurde. Die Schleuder klang dumpf wenn sie ansprang und klang mit jeder Umdrehung immer höher. Von der "Rauchkuchl" zur Stube hin war ein "Guggerl" (kleines Fenster), durch das man das Essen hin und herschieben konnte.
Das Kochgeschirr war in der "Speis", in der auch ein Kasten mit Speiseresten für das Vieh stand. Auf einem Regal standen die "Foamhefa". Der Foam (Schaum) entstand von der ausgelassenen Butter, dem sogenannten Rinderschmalz. Daraus bereitete unsere Mutter eine Speise, die "Foamseilinge", die säuerlich und etwas ranzig schmeckten. Auch die Tontöpfe mit Rahm standen in einem Regal. Im Vorhaus stand die Mehltruhe, zwei Kästen und eine alte Kiste mit Ketten, Fangeisen, Karbidlampen, Firnisöl und Flaschen mit Medizin für das kranke Vieh. Haken und Seile lagen auf einer alten Hobelbank".
Fortsetzung folgt. 

Das alte "Schelcherbauer"



"Rauchkuchl"


In manchen Bauernhäusern gab es religiöse Fresken

Wie lebten Stodertaler Bauern in den 1930er Jahren (Teil 2/3)

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Es gibt heute nur mehr wenige alte Stodertaler Bauernhäuser, die so aussehen wie früher. Viele sind abgerissen worden und neu gebaut oder umgebaut worden. 


Ein Mädchen, das hier in einem kleinen Bauernhaus aufwuchs und später nach Deutschland heiratete, erinnert sich an ihr Elternhaus in den 1930er Jahren.

"In den beiden Kammern, in denen wir Kinder schliefen und die man über die Stiege im Vorhaus erreichte, waren je zwei Betten mit Strohsäcken. Matratzen hatten wir nicht. Unter dem Bett stand der "Scherm" (Nachttopf). In einem Kasten war die Sonntagstracht meiner Großmutter, ein "Schlawanker" aus Taft mit Puffärmeln und eine Flügelkopfhaube.
In einem Kästchen von meinem Vater wurden alte Fronleichnamskränzchen, bunte Heiligenbilder und Babyhäubchen aus Spitzen von uns Kindern aufbewahrt.
Unsere Stube war so groß, dass man darinnen tanzen konnte. An den Wänden hingen Gams- und Rehkrickerl (Geweihe). Unter einem Hirschgeweih hing ein Bild von einem Wilderer, der gerade von einem Gendarmen abgeholt wird. Unter einem Bild mit dem gekreuzigten Heiland war ein Spruch mit einem Haussegen. Neben der Pendeluhr beim Eingang war ein Weihbrunnkessel.
Über der Kredenz hingen auf einem Holzgestell Kaffeehäferl mit Sprüchen wie : "D`Liab is a Wasser, rinnt unter der Bruck, mein Herz is a Schifferl, kommt nimmermehr zruck". Oder: "Zu Dir ziagt`s mi hin, wo i geh wo i bin, hab koa Rast, hob koa Ruah, bin a trauriga Bua".
Der Stubenherd war mit dem Kachelofen verbunden. Darüber waren Stangen montiert, auf die im Winter Fäustlinge, Gamaschen, Hauben und Schihosen zum Trocknen aufgehängt wurden.
In der schwarzen Küche war der Brotbackofen eingebaut. Darin hatten 12 Laib Brot Platz.
Das Brotbacken war eine Arbeit meiner Großmutter. Der Backtrog stand auf 2 Schragen in der Stube. Abends musste der Sauerteig mit Mehl und Wasser angerührt werden. Das Dampferl (Germ mit Milch anrühren) musste gehen (aufgehen).
Früh am Morgen wurde der Teig geknetet und anschließend in geflochtene Brotkörberl gelegt. Es roch säuerlich. Bis der Teig aufging wurde er einige Stunden zugedeckt. Dann konnte das Einschießen beginnen. Vorher wurde das Holz im Ofen aufgeschichtet und angezündet. Wenn es verbrannt war wurde die Glut mit einem sogenannten "Scherer" verteilt. Mit einem "Tannenwaschel" (ein Büschel Reisig), der in Wasser getaucht wurde, wischte man den Rest der Glut zusammen und nun konnte das Brotbacken beginnen. Beim Anschneiden vom Brot machte Mutter 3 Kreuze mit dem Daumen oder der Messerspitze und murmelte "...im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes Amen".
Nach dem Brotbacken schliefen wir Kinder im Winter auf dem warmen Kachelofen neben den piepsenden Bipihenderln (Kücken), die es sich in den Brotkörbchen bequem machten. Meine Mutter fütterte sie mit klein gehackten harten Eiern.
In unserer Schlafkammer war es im Winter so bitter kalt, dass man den Hauch vor dem Mund sehen konnte. Die Eisblumen blühten an den Fenstern und von den Wänden konnte man den Reif herunterkratzen. 
Fortsetzung folgt.








  


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